Monat 16: Ein neuer Ansatz zu Meilensteinen – wann du gelassen bleiben kannst und wann du ärztlichen Rat einholen solltest

Gastbeitrag von Rachel Coley, Kinderergotherapeutin und Gründerin von CanDo Kiddo.

Wir haben es alle schon erlebt.

Dieses unangenehme Gefühl in deinem Magen, wenn eine andere Mutter dir stolz erzählt, dass ihre 5 Monate alte Tochter schon ungestützt sitzen kann – just in dem Moment, in dem du deinen 7 Monate alten Sohn gerade noch auffangen kannst, bevor er umkippt.

Du bekommst einen Kloß im Hals, wenn du ein Video davon siehst, wie das Kind deiner besten Freundin seine ersten Schritte macht, während dein genauso altes Kind gerade mit dem Krabbeln begonnen hat.

Wir können nicht anders, wir vergleichen unsere Kinder und wann sie Meilensteine erreichen. Aber wie viel sagt dies wirklich aus? Müssen wir uns Sorgen machen, wenn unsere Kinder Meilensteine nicht pünktlich zum erwarteten Zeitpunkt erreichen? Die Frage, die mir Eltern am häufigsten stellen, lautet auf jeden Fall: „Mein Kind ____ noch nicht. Muss ich mir Sorgen machen?“ Ich werde auch sehr oft von Eltern von Zwillingen kontaktiert, die Fragen zum unterschiedlichen Entwicklungstempo ihrer Kinder haben.

Die folgenden Überlegungen können dir helfen, wenn du dir Sorgen über die Meilensteine deines Kindes machst oder dein Kind im Vergleich mit anderen „hinterher“ zu sein scheint:

MACHT MEIN KIND FORTSCHRITTE?

Die meisten jungen Eltern können beim Messen der Fortschritte ihres Kindes nur auf die großen Meilensteine der grobmotorischen Entwicklung zurückgreifen – Drehen, Sitzen, Krabbeln und Laufen. Als Expertin für die kindliche Entwicklung habe ich aus erster Hand erlebt, wie hilfreich es sein kann, Eltern auf einige der weniger offensichtlichen Vorstufen aufmerksam zu machen, die zu diesen großen Entwicklungsschritten hinführen.

Wenn du diese „kleinen Schritte“ erkennst, kann dies sehr beruhigend sein, da du erkennst, dass dein Kind durchaus Fortschritte macht, wenn auch in seinem eigenen Tempo. Außerdem weißt du, wonach du als Nächstes Ausschau halten kannst Wenn ich einer Familie eine professionelle Untersuchung zur Entwicklung ihres Kindes empfehle, liegt dies meistens daran, dass diese Bausteine nicht gemeistert werden und dass kaum Fortschritte in Richtung auf die großen Meilensteine erkennbar sind.

MIT WEM VERGLEICHE ICH MEIN KIND?

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Es ist nahezu unmöglich, sich dem Vergleichen zu entziehen, wenn du andere Kleinkinder triffst und die unvermeidliche Frage „Wie alt ist dein Kind?“ gestellt wird. Mein professioneller Rat: Es ist viel hilfreicher, dein Kind in diesem Monat mit deinem Kind im letzten Monat (und den Monaten davor) zu vergleichen, als es mit dem Kind deiner Freundin zu vergleichen. Anders ausgedrückt: Miss die Fortschritte deines Kindes an seiner eigenen Entwicklung und nicht an der einer anderen Person.

Die Versuchung ist groß, Meilenstein-Checklisten als eine Art Abschlussprüfung zu betrachten, die ihr besteht oder nicht. Dabei sind sie eher wie ein Studienplan für einen längeren Kurs. Die Informationen in den Spielesammlungen von Lovevery helfen dir dabei, einen neuen Umgang mit Meilenstein-Checklisten zu entwickeln. Das Wichtigste ist, dass du darauf achtest, wo sich dein Kind derzeit befindet und welche Arten von alltäglichen Spielerfahrungen es bei seiner Entwicklung am besten unterstützen. Dabei kann hilfreich sein, wenn man ungefähr weiß, in welchem Alter die einzelnen (manchmal kaum bemerkbaren) Fähigkeiten sich durchschnittlich zum ersten Mal zeigen. Daher gibt Lovevery diese auch an.

WANN MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN?

Will ich damit sagen, dass Eltern sich NIE Sorgen wegen nicht erreichter Meilensteine machen sollten? Auf keinen Fall. Aber der überwiegende Teil der Anfragen, die ich erhalte, kommt von Eltern, die sich wegen einer einzigen Fähigkeit Sorgen machen, die langsamer in Erscheinung tritt, als ihnen lieb ist – dabei aber möglicherweise immer noch in den Bereich einer „typischen“ Entwicklung fällt.

Daneben gibt es aber auch Fälle, wo es angebracht ist, Fragen zu stellen und eine Beurteilung durch Fachleute oder zusätzliche Unterstützung einzufordern:

RÜCKSCHRITTE

Wenn bereits erworbene Fähigkeiten wieder verloren gehen, sollte dem nachgegangen werden. Damit meine ich nicht, dass dein Baby an einem Tag geklatscht hat und dies dann mehrere Tage nicht mehr getan hat. Oder dass es sich ein paar Mal gedreht hat und dann wieder aufgehört hat. Ich meine ein Kind, das sicher sitzen konnte und es nun nicht mehr schafft; ein Kind, das plapperte oder sprach und Augenkontakt herstellte und dies nun nicht mehr tut; ein Kind, das Kraft und/oder Koordination in mehreren Entwicklungsbereichen zu verlieren scheint.

Keine erkennbaren Entwicklungsfortschritte

Es ist völlig normal, dass manche Entwicklungsbereiche in den Hintergrund treten, wenn dein Kind sich in einem anderen Bereich besonders anstrengt. Die kindliche Entwicklung geschieht oft in „Schüben“. Wenn du jedoch wirklich das Gefühl hast, dass dein Kind in einem Entwicklungsbereich stecken geblieben ist und seit 6–8 Wochen keinerlei Fortschritte gemacht hat, würde ich eine professionelle Beurteilung und Beratung einholen.

Verzögerungen in mehreren Entwicklungsbereichen

Ein Kind, bei dem Verzögerungen in mehreren Entwicklungsbereichen gleichzeitig auftreten, sollte zunächst von seinem Kinderarzt oder seiner Kinderärztin untersucht werden. Falls es erforderlich ist, könnt ihr dann an Fachleute überwiesen werden.

Jede erhebliche Verzögerung

Es gibt typische Zeiträume für die Entwicklung von Fähigkeiten. Bei Kindern, deren Fähigkeiten sich etwas langsamer entwickeln, als erwartet, kann es richtig sein, erst einmal abzuwarten und ihnen noch etwas Zeit zu geben. Dennoch gibt es definitiv einen Punkt, ab dem Fachleute die Entwicklung einer Fähigkeit als erheblich verzögert ansehen würden. Wenn du dir Sorgen machst, sprich mit eurer Kinderärztin oder eurem Kinderarzt darüber.

HOLE DIR RAT VON FACHLEUTEN

Es ist wichtig, dass du mit eurer Ärztin oder eurem Arzt über alle Sorgen sprichst, die du dir wegen der Entwicklung deines Kindes machst Die Entwicklung von Kindern verläuft nicht nach einem detaillierten Plan mit exakten Monaten für jeden Meilenstein.

Der Bereich für „typischerweise“ ist oft deutlich größer, als Eltern bewusst ist Euer Kinderarzt oder eure Kinderärztin sollte feststellen können, ob es Grund zur Sorge gibt, und im Zweifelsfall die entsprechenden Überweisungen veranlassen. In den meisten Fällen kann sie oder er dich aber auch einfach beruhigen, dass dein Kind sich gesund entwickelt.

Sich Sorgen zu machen, ist ganz normal. Jeder sieht mal ein Problem, wo gar keines ist, oder stellt nicht zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Fragen. Zögere also nicht, Fachleute um Rat und Unterstützung zu bitten.

Wenn du dir ernsthaft Sorgen machst, unternimm etwas. Sprich mit eurer Kinderärztin oder eurem Kinderarzt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Hole notfalls auch eine Zweitmeinung ein und stelle weitere Fragen. Wenn du mit einer Antwort nicht zufrieden bist, bleibe hartnäckig, bis du eine bessere Antwort bekommst.

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